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Die stationäre Nutzung vom Mobilfunknetz und die Schwierigkeit, das passende Abo zu finden

Credits 123rf.com

Obwohl unsere Redaktion genau 10 Minuten von Lugano entfernt ist und mitten im Herzen der tessiner „Silicon Valley“ liegt, ist hier Swisscom beim Festnetz-Internet Monopolist. Die UPC (nun Sunrise) hatte zwar  vor zwei Jahren seine Kabel ebenfalls hier überall gezogen, jedoch wurde die Leitung niemals aktiviert. TicinoCom ist hier ebenfalls nicht verfügbar.

Die Wahl für den Anwender? Entweder Swisscom oder gar kein Festnetz-Internet. Schön und gut, wenn die Bendbreite stimmen würde. Egal was für ein Abo man bei Swisscom abschliesst, das maximal Erreichbare bei uns in der Redaktion ist ein Throughput von 50/50 Mbit/s, die offensichtlich nun via G.Fast bereitgestellt werden (das ist unsere Annahme, die Swisscom teilt natürlich nicht mit, welche Technologie sie für die Datenübertragung einsetzen). Wie unsere Leser wissen, nutzen wir eine FRITZ!Box 7590, die jedoch „nur“ Supervectoring 35b unterstützt. Auf Cisco oder Sagemcom (G.Fast-kompatible Router) möchten wir aufgrund der geringeren Benutzerfreundlichkeit und der fehlenden Mesh-Funktionalität nicht umsteigen und wir haben uns vor geraumer Zeit gegen die Nutzung einer Swisscom InternetBox entschieden. Die Folge sind Kompromisse bei der Bandbreite: derzeit 44 Mbit/s im Download und 11 Mbit/s im Upload.

Unsere Bandbreite

Selbst schuld würde man meinen. Die Kaskadierung mit der Swisscom-InternetBox 2 wäre allerdings nicht nur wegen des zweifachen Energieverbrauchs ungeignet: das Swisscom-Gerät kann leider nicht richtig bridgen (wir haben es natürlich ausprobiert).

Mickrige Bandbreite: mögliche Lösung?

Langsam aber sicher wird uns diese Bandbreite zu eng. Auf der Suche nach Alternativen, kamen wir auf die Idee, das Festnetz-Internet durch die stationäre Nutzung des Mobilfunknetzes zu ersetzen. Man riet uns aber davon ab. Zu sehr hänge offenbar die Leistung an den Wetterbedingungen, bzw. an der Nutzung des mobilen Internets von allen Anwendern, da es ein „Shared Medium“ sei. Privat sind Aussetzer ggf. hinnehmbar, beruflich jedoch nicht.

Wie wäre es dann mit einer Kombi aus DSL- und LTE-Anschluss?  Die FRITZ!Box 6890 LTE ist ab FRITZ!OS 7 in der Lage, DSL- und 4G-Leitungen parallel zu nützen. Damit würden wir unsere Nominalbandbreite mindestens verdreifachen, was zwar kostspielig und uns nach wie vor kein Gigabit-Internet bescheren würde, jedoch schon ein Schritt in die richtige Richtung wäre.

Die Anbieter? Schwindend gering in Tessin

Wenn man auf die Liste der aktuell in der Schweiz verfügbaren Mobilfunkprovider zugreift, stellt man schnell fest, in Tessin ist die Lage bei Weitem nicht so rosig für Anwender, wie anderswo in unserem schönen Land. Die Auswahl der Anbieter, die hier tatsächlich ein eigenes Netz betreiben, ihr Angebot unabhängig vom Vorhandensein einem weiteren Abo bereitstellen oder selbst bei Wiederverkauf ein interessante Abo-Konditionen bieten, ist schwindend gering.

Auf der Suche nach dem passenden LTE-Angebot zur stationären Nutzung stiessen wir zudem auf Leistungseinschränkungen, die uns deutlich Wind von den Segeln nahmen.

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Sunrise und die Regelungen zur angemessenen Verwendung des mobilen Internets

Da viele mittlerweile behaupten, Sunrise hätte das beste mobile Netz der Schweiz (fragt sich natürlich, ob diese Aussage auch im Tessin zutrifft), haben wir uns die Tarife des Anbieters angeschaut.

Aus der Sunrise-Homepage

Für unsere Zwecke wäre das derzeitige Angebot Mobile internet unlimited „für Hotspots“ ideal, wollten uns darüber erkundigen, welche Frequenzen hierbei genutzt werden, fanden im „Factsheet“ jedoch nichts dergleichen sondern einen wichtigen Hinweis:

Die Übertragungsgeschwindigkeiten sind bestmögliche Leistungen und können nicht
garantiert werden. Die tatsächliche Internetgeschwindigkeit hängt z. B. von Topographie, Netzabdeckung, Distanz zum Sendemast, Signalstärke innerhalb/ausserhalb von
Gebäuden oder anderen Faktoren ab und kann tiefer sein als die angegebene maximale
Internetgeschwindigkeit.
Die Regelungen zur angemessenen Verwendung des mobilen Internets findet man HIER.

In dem aus dem Jahr 2017 (!!!) stammenden Dokument wird klar erwähnt, dass die Mobilabos nicht dazu bestimmt seien, das Festnetz-Internet zu ersetzen. Das gelte z.B. bei einer stationären Nutzung einer SIM-Karte in einem Router oder Hotspot-Gerät. Das Paket, das wir im Visier hatten, war aber „für Hotspots“…

Weiter im Text: „Jede nicht-bestimmungsgemässe Nutzung ist eine missbräuchliche Nutzung. Sunrise darf in solchen Fällen die Leistungserbringung einstellen, einschränken oder eine andere geeignete Massnahme
ergreifen“. Darunter zählen sogar zwei Depriorisierungsstufen, die erste bei Überschreitung von 40 GB / Monat und die Zweite bei Erreichung von 500 GB/Monat. Die durchschnittlichen Verbrauchswerte im ganzen Sunrise-Netz würden von Sunrise vierteljährlich angepasst, jedoch ausdrücklich erwähnt wird im Text nur der Verbrauch von 2017. In zwei Jahren hat sich viel geändert, liebe Sunrise. Wäre es nicht an der Zeit, die Nutzungsbedingungen anzupassen?

Swisscom und das klare Verbot, Daten-Abos stationär zu verwenden

Wer klare Aussagen liebt, der wird bei Swisscom fündig. Auf der Suche nach dem passenden LTE-Anbieter fanden wir im Daten-Abo „inOne mobile data XL“ eine mögliche Variante, allerdings mit Einschränkungen: ab 30 GB Monat wird die Leitungsgeschwindigkeit reduziert.

Aus der Swisscom-Webseite

 

Das wundert uns nicht, angesichts der Swisscom „Fair Use Policy„, wonach wir das Angebot eigentlich nicht mehr berücksichtigen dürfen:

Die inOne (KMU) mobile data und NATEL® data (business) Abonnements gelten für den normalen Eigengebrauch. bestehen Anzeichen dafür, dass die SIM für Spezialanwendungen genutzt wird, behält sich Swisscom jederzeit vor, die Leistungserbringung einzustellen oder einzuschränken. Beispiel: Nutzung der SIM in einem Gateway, Router.

Nun ja, vor etwas über einem Jahr, bot uns Swisscom aufgrund der niedrigen Bandbreite an, ein Zusatzgerät zu nutzen, das es uns gestattet hätte, die Bandbreite von LTE und die vom DSL-Anschluss mit der InternetBox zu bündeln. Funktioniert hatte es leider gar nicht. Mit beiden Geräten zusammen war die Bandbreite noch geringer als mit dem reinen Internet-Router. Vielleicht hat es Gründe, warum einerseits das offerierte Datenvolumen so gering ist und andererseits die Nutzung mit Gateway oder Router untersagt.

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Bei Salt ist unlimitiert eben unlimitiert

Salt Fiber.. natürlich hier nicht verfügbar

Einmal geklärt, dass man hier das nach wie vor umstrittene Glasfaser-Angebot von Salt nicht beziehen kann, fanden wir im bis zum 20.05. gültigen „Smart Swiss„-Angebot sogar eine günstigere Alternative, als die von Sunrise, allerdings fanden wir im Bestellverfahren keine Angabe darüber, wie viel Verkehr wir eigentlich im mobilen Salt-Netz generieren dürfen, bevor man uns die Leitung kappt.

Aus der Abo-Seite von Salt

Nur nach weiteren Recherchen sind wir auf die Transparenzmassnahmen des Netzbetreibers gestossen, die auf ein weiteres 2017er Dokument der Schlichtungsstelle für Netz-Neutralität über das Verhaltenskodex der Provider verlinken. Hier wird erwähnt:

Für ein einwandfreies Funktionieren des Internets sowie für eine optimale Nutzung der bestehenden
Netzkapazitäten sind Verkehrsmanagementmassnahmen notwendig. Diese zielen darauf ab, vertraglich vorgesehene Nutzungslimite und andere vertragliche Bedingungen anzuwenden:
Hat z.B. der Kunde das vertraglich vereinbarte Datenvolumen aufgebraucht, können die
weiteren abgerufenen Daten mit einer reduzierten Geschwindigkeit übertragen werden.

Wer genaue Datenvolumina sucht, wird hier leider nicht fündig. Nur im Transparenzdokument (das offensichtlich ebenfalls aus dem Jahre 2017 stammt) wird behauptet, Salt biete (allgemein) Abonnemente mit beschränktem Datenvolumen an (z.B. 3GB pro Monat). Danach erhielte der Kunde die Möglichkeit, Datenpakete zu erstehen oder zu einem Preis pro MB weiter zu surfen. Allerdings ist das Smart-Swiss-Angebot von Salt „unlimitiert“.

Was bedeutet unlimitiert? Wir haben die Salt-Hotline angerufen und der nette Helpdesk-Mitarbeiter sagte klipp und klar, unlimitiert sei unlimitiert, Salt habe keine Datenvolumina und würde auch die Geschwindigkeit der Leitung nicht drosseln. „Wenn Sie den ganzen Tag Netflix über das Mobilnetz gucken, ist es für uns ok“.

Sollen wir das glauben? Wenn ja, wäre dies ein Angebot, das man sich näher anschauen sollte.

Und dann kam Yallo

Fast wie im bekannten Film mit Ben Stiller und Jennifer Aniston, findet sich dann doch ein Angebot, das aus der Reihe tanzt. Das yallo Home Internet mit keiner Mindestvertragsdauer. Der Anbieter beschreibt das Angebot wie folgt: „Unser mobiles Internet für daheim ist der ideale Ersatz für das klassische Festnetz-Internet. In vielen Dingen bietet unser yallo Home, unser Internet für Zuhause klare Vorteile gegenüber dem stationären Breitband-Internet per Festnetz.“ Die angebotene maximale Geschwindigkeit ist 250 MBit/s im Download und 150 im Upload. Das wäre was!

Das Yallo-Angebot zur stationären Nutzung des Mobilfunknetzes

 

Hört sich wirklich super an, aber…

yallo betreibt kein eigenes Mobilnetz, verkauft nur Sunrise-Leitungen. Obliegt das „unlimitierte“ Angebot den Sunrise-Richtlinien bezüglich der Datenvolumina? Das Produkt wird mit der yallo Home Box angeboten. Wir hätten aber bereits einen eigenen Router. Liesse sich der Anschluss problemlos auch ohne yallo-Box nutzen? Wir haben die Hotline angerufen.

Der ebenfalls nette Mitarbeiter teilte uns mit, yallo müsste diesen Richtlinien nicht befolgen, also auch bei yallo sei das Datenvolumen tatsächlich unlimitiert. Bezüglich der Box, so würde der Anbieter die Zugangsdaten für Internet angeblich mitteilen (diese werden mittels Aufkleber an die Rückseite der Home Box angebracht). Demnach also keine Routerbindung und – nochmals – keine Mindestvertragslaufzeit!

Somit wäre dies das Angebot, das wir uns anschauen sollten. Und wer weiss, vielleicht könnten wir sogar irgendwann auf Swisscom ganz verzichten, selbst wenn man uns davon abgeraten hat.

Fazit

Im Kampf um eine gescheite Internetverbindung dort, wo sonst durch die Monopolstellung eines einzigen gleichgültigen Anbieters keine guten Übertragungsraten zur Verfügung stehen, muss man sich im Tarifdschungel zurechtfinden. Das ist nicht so einfach, denn es kommt tatsächlich aufs Kleingedruckte an. Wir sind durch unsere Recherchen jedenfalls ein kleines Stückchen weiter gekommen und hoffen, dieser Artikel hilft denjenigen unter Euch, die dasselbe Problem haben, wie wir.

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